Chorleben - S-Chorverband

Heißt Junger Chor, dass jeder zappelt, wie er will? – Gedanken zur Choreografie im Chor

„Come on let’s twist again….“ Wer kann da stillsitzen? Jeder möchte sich sofort bewegen, jeder hat seine eigenen Vorlieben und Möglichkeiten, wie sehr er sich der Musik hingeben kann und sich wohlfühlt. Chorarbeit soll die Emotionen anregen und ihnen Möglichkeiten geben sie zu entfalten.

Bei einem Auftritt jedoch fallen die Unterschiede bei den Chormitgliedern sehr ins Auge. Um dem Chor ein einheitliches, passendes Erscheinungsbild zu geben, können bestimmte Regeln im Vorfeld festgelegt werden. Eine Choreografie hilft den überschwänglichen „Mitklatschern“ ebenso wie den etwas zurückhaltenden Chormitgliedern. Besonders diesen gibt ein festgelegter Bewegungsablauf Sicherheit und hilft somit auch gegen Lampenfieber. Voraussetzung ist dann aber, dass die Bewegungen gut geübt und nicht zu anspruchsvoll sind, dann womöglich eine zusätzliche Schwierigkeit sind. Ebenso bietet die Choreografie die Möglichkeit die gesangliche Leistung noch optisch zu untermauern.

Generell gilt jedoch:

Die Bewegungen sollen den Auftritt des Chores unterstützen, also den Chor in seinem Gesang stützen und für das Publikum das Erscheinungsbild aufwerten. Auf keinen Fall sollte die gesangliche Qualität unter Tanzeinlagen o.ä. leiden. Bei anspruchsvolleren Stücken also lieber mal gemeinsam auf Bewegung verzichten.

Und wie soll das gehen?

Nicht jeder Chorleiter ist zum Choreografen geboren, dennoch sollte man hier mutig ans Werk gehen. Oftmals sind unter den Chormitgliedern noch bisher unentdeckte Talente versteckt, die sich gerne einbringen. Chorleiter sollten die Gelegenheit nutzen hier die Mitglieder miteinzubinden. Auch der Kontakt zu einem örtlichen Sport- oder Tanzverein kann hilfreich sein.

Doch auch wenn all das nicht möglich ist, sollte man als Chorleiter nicht aufgeben, denn auch hierfür gibt es Hilfe.

Hilfe ich brauch‘ Ideen

Im Folgenden sollen einige schnell zu verwirklichende Anregungen gegeben werden:

Wechselnde Aufstellungen: Im weitesten Sinn ist auch eine wechselnde Choraufstellung schon eine Choreografie. Vielleicht gibt es in Ihrem Konzertprogramm Titel mit Tenorsolo, wieso dann diesen mal nicht nach vorne holen und ins Rampenlicht stellen.

Oftmals gib es Stimmen, die sich, wie in einem Dialog, gegenseitig ansprechen. Wenn es die akkustische Situation zulässt, können sich diese beim Ansingen auch Ansehen.

Den Raum entdecken: Jeder Raum hat seine eigene Bauart und Klangeigenschaft. Versuchen Sie doch mal diese auch in Ihrer Choraufstellung miteinzubeziehen. Sänger, die nicht dort stehen, wo man sie vermutet – auf der Bühne – wirken immer überraschend.

Unterstützende Gesten: Viele Chorleiter nutzen während der Probenarbeit unterstützende Gesten um den gewünschten Klang zu erhalten. Diese beherrschen die Chormitglieder zumeist perfekt. Wenn der gesamte Chor diese im Konzert einsetzt wirkt das auflockernd, besser als wenn nur zwei in der hinteren Reihe diese für sich selbst einsetzen.

Mitklatschen/Snippen: Bei Liedern, die zum Mitklatschen einladen, sollte dieses vorher festgelegt werden, ab wann und vorallem auf welche Zählzeit sich die Sänger ausleben dürfen. Beim Klatschen generell Vorsicht walten lassen, oftmals leidet die Verständlichkeit und Intonation. Schnipsen ist oftmals besser, denn wenn ein ganzer Saal klatscht hat jeder Chor Schwierigkeiten gehört zu werden. Das Klatschen dann lieber für die letzte Strophe zurückhalten, dann wirkt es auch nochmals steigernd.

Schritte: Auch einfache Schritte können das Gesamtbild auflockern. Am bekanntesten wohl der „Gospelstep“, Schritt rechts-ran-Schritt links-ran… Dieser eignet sich hervoragend für Gospellieder und hilft gleichzeitig den Rhythmus zu verstehen.

Requisiten: Viele Requisiten sind einfach zu beschaffen, oder jeder hat sie zuhause, sie erzeugen aber eine gute Wirkung. Wie wärs mit „Lemon-Tree“, dabei einfach mit Zitronen dekorieren; „Walking on sunshine“ mit Sonnenbrillen. Hüte und vieles mehr erzeugen zusammen Effekte, mit denen sich die Bedeutung und das Setting eines Liedes verdeutlichen lassen.

Szenisch: Viele Lieder erzählen eine genaue, bildlich darstellbare Geschichte. Diese kann innerhalb kürzester Zeit von einzelnen Chormitglieder mit kleinen Szenen einstudiert werden oder durch besondere Kostüme dargestellt werden. Aber auch hierbei gilt: der Chorklang darf nicht darunter leiden oder längerfristig zur Nebensache werden.

Dabei nicht vergessen

Chorkleidung: Eine passende Chorkleidung ergänzt den Gesamteindruck. Passend bedeutet nicht unbedingt einheitlich, es gilt wie bei den Requisiten der Mut zum Ausprobieren und sich von Programm und Raum inspirieren zu lassen.

Auf-/Abgang: Ein guter Auftritt beginnt schon beim Auftritt und nicht erst dann, wenn alle stehen. Daher diesen proben und überlegen, wer wann wo auf- und abgeht, eventuell kann das auch schon mit einem passenden Lied verbunden werden. Dabei auf den Raum achten,vielleicht kann der Chor sich aufteilen und ist somit schneller; wie ist es mit Chorsängern, die schlechter zu Fuß sind; können diese ohne viele Stufen auftreten?

Zu guter Letzt: Ein schöner Schluß ziert alles, also Applausordnung und „Abmarsch“ klären.

Johannes Pfeffer

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Johannes Pfeffer, 14. Mai 2010, Chorpraxis, Jugendchöre, Singen und Stimme, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.

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