Chorleben - S-Chorverband

Aktuelles Editorial SINGEN, Ausgabe 7-2011

Liebe Sängerinnen und Sänger,

Deutschland singt wieder. Gerne nehme ich die Überschrift des Eingangsartikels dieser Nummer auf und lasse die dort eingefügte Klammer einmal beiseite. Eine Vielzahl von Aktivitäten, Modellen, Pilotprojekten landauf landab in Deutschland und anderen Nationen zeigt, dass die Botschaft angekommen ist und – hoffentlich – zu wirken beginnt. Die Vermittlung des Singens an Kinder gilt wieder als positive kulturelle Basisarbeit. Vorbei ist die Zeit, in der Neunmalkluge das Singen verteufelt haben, weil auch böse Menschen Lieder hätten. Der Missbrauch des Singens kann aber guten Menschen das Singen nicht verbieten. Viel zu lange haben wir uns dieses einreden lassen und vielleicht, als es im Lande stiller wurde, gerade noch rechtzeitig gemerkt, dass uns ohne Singen etwas fehlt. Eine ausgefallene Generation müssen wir freilich überspringen, aber immerhin: die Besinnung ist eingekehrt. Nur müssen wir jetzt die Kinder und Jugendlichen wirklich gewinnen. Da bewahrheitet sich die alte Weisheit, dass Niederreißen viel einfacher ist als Aufbauen. Aber es geht los!

Es gibt viel zu tun: die Kinder und Jugendlichen aufsuchen, ihnen den Geschmack des Singens nahe bringen, sie fragen, was sie denn singen wollen und wie sie singen wollen, geeignete Lieder, Texte und Noten vermitteln und sie auch in unser soziales Netz einbinden, das ich gerne als Familie bezeichne. Berührungsängste sollten uns fern liegen. Wenn Kinder mit rhythmischem Sprechen anfangen wollen, wir sollten sie dort abholen. Wenn Kooperationen sich anbieten, wir sollten darauf eingehen. Und vor allem: jeder Chorverein sollte sich einen Kinder- und/oder Jugendchor leisten. Ermuntern Sie Ihre Dirigentinnen und Chorleiter, einen Nachwuchschor zu gründen und statten Sie sie dazu bestens mit Fortbildung und mit Mitteln aus.

Was mich betroffen macht: weniger als die Hälfte unserer Chorvereine hat einen Kinder- oder Jugendchor. Eine zweistellige Zahl (wenigstens im unteren Bereich) von Chören will zum Jahresende 2011 aufhören. Zwar werbe ich gerne dafür, dass aufhörende Chöre ihr Restvermögen der gemeinnützigen Stiftung Jugendarbeit des Schwäbischen Chorverbandes vermachen. Viel lieber aber wäre es mir, wenn diese Chöre ihr Vermögen rechtzeitig (!) in Nachwuchsarbeit investiert hätten oder noch investieren, wenn sie für einen jugendlichen Chor eine Patenschaft übernehmen.

Liebe Leserinnen und Leser, wir dürfen den Zug der Re-Musikalisierung in Deutschland nicht verpassen. Wir sind die einzigen, die für das Kulturgut Singen ehrenamtlich, nicht kommerziell, in authentischer Form eintreten.

Nutzen wir unsere Urlaubszeit um nachzudenken, was wir ab September alles anstellen, um Fahrt aufzunehmen, auf die Gesangswelle aufzuspringen, damit der Satz „Deutschland singt wieder“ immer mehr Wirklichkeit wird.

Sonnige Urlaubsgrüße!

Ihr
Eckhart Seifert
Präsident

Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 1. Jul 2011, Singen und Stimme, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.

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