Chorleben - S-Chorverband

125 Jahre Chorverband Schwarzwald-Baar-Heuberg

Der Chorverband Schwarzwald-Baar-Heuberg präsentierte sich am Sonntag den 09. Oktober 2011 in der Klosterkirche Oberndorf/N, anlässlich seines 125jährigen Bestehens sehr gut vorbereitet, modern und äußerst leistungsstark.

„Zwischen gestern und morgen“ war das Benefizkonzert überschrieben, dessen Erlös der Lebenshilfe des Landkreises Rottweil zu Gute kommen wird. Geboten wurde ein chorischer Streifzug durch 125 Jahre Sangeskultur, den die Konzertbesucher wohl nicht so schnell vergessen werden.

Der Vorsitzende des Chorverbandes, Dieter Kleinmann, konnte zuvor, neben Persönlichkeiten der Politik und des öffentlichen Lebens auch den Präsidenten  des Schwäbischen Chorverbandes, Dr. Eckhart Seifert willkommen heißen. Dieser sprach in seiner Gratulationsrede anerkennend über die effektive Arbeit des CV SBH und stellte die Aufgaben vor die der Schwäbischen Chorverband für Sänger und Vereine täglich bewältigt. Er schloss mit einem Wunsch, der etwas Bestechendes hatte: Wenn die Menschheit ihre Energie mehr auf das Singen richten würde anstatt zu streiten, wäre das der Anfang für eine friedlichere Welt.

Unter den Gästen befanden sich ferner die 3 Komponisten, die im Vorfeld den vom Verband ausgeschriebenen Kompositionswettbewerb gewonnen hatten.

In seiner Begrüßung ging Kleinmann kurz auf die Anfänge des Verbandes ein. 1886 hatten Sänger des Liederkranzes Schramberg zur Gründung eines Gaubundes der Männergesangvereine aufgerufen. Diesem Ruf waren viele Vereine gefolgt. Der erste Vorsitzende, Paul Mauser, Chef der Mauserwerke und der Gaudirigent, der Lehrer Reinhold Hirsch, kamen beide aus Oberndorf.

Von Sabine Eberspächer mit Charme und sehr viel Hintergrundwissen moderiert, konnte nun das Jubiläumskonzert beginnen. Es entwickelte sich in rascher Folge zu einem Feuerwerk der Chormusik.

Neun Chöre aus dem Verbandsgebiet stellten die einzelnen Etappen von der Verbandsgründung bis in die Neuzeit musikalisch vor. Den Anfang machten die Sänger des MGV Frohsinn Reutin unter der Leitung von Musikbeiratsmitglied Claus Penalver. Friedrich Silcher hätte seine Freude an dem herrlichen Chorklang und dem gepflegten à cappella-Vortrag seiner Lieder aus den Kehlen dieser Männer gehabt. Mit Titeln wie dem „Ännchen von Tharau“ und „Am Neckar“ präsentierten sie den Zeitraum der Jahrhundertwende vom 19ten zum 20ten Jahrhundert.

Die Formation „Vox Tuselinga“ vom Liederkranz Deißlingen entführte das Publikum mit 3 Beiträgen in die Zeit der Barbershop-Songs. Barbershop-Musik ist ein à cappella -Stil, der in den Rasierstuben der südlichen USA entstand. Man ließ sich rasieren, traf sich zum Austausch von Neuigkeiten und zum gemeinsamen Singen. Wie Sabine Eberspächer wusste, ging diese Periode mit der Erfindung des Rasierapparates zu Ende. Unter der Leitung von Jörg Wenzler erklangen, ausgezeichnet interpretiert, Stücke wie „Lulu’s Back In Town“ oder „Zeig uns wo die Sonne wieder scheint“.

In den 20er und 30er Jahren entstanden, bedingt durch die Stummfilmära viele, heute noch bekannte Filmschlager. Der Männerchor der Sängerlust Sulzbach und sein Dirigent Hans Schmalz boten, unterstützt durch eine Combo, zwei dieser inzwischen längst zu Oldies gewordenen Titel. Die Sänger, die mit Frack und Zylindern bekleidet auftraten, sangen sich mit „Ich küsse ihre Hand, Madame“ und „Ob blond, ob braun“ in die Herzen ihrer Zuhörer.

„Lemotion“, wie sich der nun auftretende Chor nennt,  ist ein Formation des Schwäbischen Chorverbandes, die für diesen Anlass durch Projektsänger des CV SBH verstärkt wurde. Mit seinen Beiträgen deckte er den Zeitraum der 40er Jahre ab. Swing- und Jazz – Rhythmen waren damals aus der neuen Welt über den großen Teich ins alte Europa herübergeschwappt. Anspruchsvolle Werke von Jazzkoryphäen wie Irving Berlin und anderen hatte der versierte Musiker und Dirigent Joachim Brenn für diesen Abend ausgewählt. Ein begeistertes Publikum dankte es ihm und seinem Chor mit kräftigem Applaus.

Nun wurde es auf der Bühne bunt: Das Chörle der Harmonie Durchhausen mit dem interessanten Namen SON(N)DERBA(A)R  hatte sich unter der Leitung seiner Dirigentin Charlotte Schäfer deutsche Schlager der 50ziger Jahre auf das Schild geschrieben. Mit viel Herzblut und Schwung ersangen sich die 10 Akteure, von Patrick Rischard am Klavier unterstützt, die Gunst ihrer Zuhörer.

„Mamma Mia! Highlights from the Movie Soundtrack“ war der nun folgende Beitrag des Liederkranzes Schwenningen und der Chorgemeinschaft Schramberg überschrieben, den Musikdirektor des SCV Marcel Dreiling mit den beiden kooperierenden Chören vorstellte. Die Bühne konnte die Akteure kaum fassen. Ein fulminanter Vortrag begann. Das von Mac Huff arrangierte Musical-Medley enthielt viele längst zu klassischen Ohrwürmern mutierten Stücke der in den 70iger Jahren wohl bekanntesten Band ABBA  aus Schweden. Am Piano begleitete Huba Santha den exzellenten und mitreissend Vortrag.

Inzwischen war man im Jahr 1980 angekommen und der Popchor „Let’s fezz“ aus Dunningen begab sich in das Reich der neuen deutschen Welle. Die beiden dynamisch und ausdrucksstark aufgeführten und von Chorleiterin Anja Hirschmann arrangierten Titel „Die Sterne von Amerika“ und „NDW For Ever“ (ersterer aus der Feder der Münchner Freiheit) erhielten heftigen Beifall.

Und wieder fand ein Szenenwechsel statt: Der Mädchenchor Rottweil und der mit ins Boot genommene Junge Chor St. Ursula aus Villingen hatten sich dem Genre des Rock und Pop verschrieben. Ein äußerst sauber und exzellent intonierter Vortrag. Ein begeistertes Publikum freute sich über die frischen Stimmen der Mädels, Danke Andreas Puttkammer!

Die musikalische Zeitreise ging nun langsam zu Ende. Joachim Brenn und sein junger Chor „lemotion“ vollbrachten mit Mendelssohn-Bartholdy’s „O Täler weit o Höhen“ einen Spagat vom der Romantik zur Moderne indem sie das Lied auf traditionelle Art begannen und in einer verjazzten Form beendeten. Mit dem Song der Wise Guys landeten sie sodann im 21. Jahrhundert. Kompliment an den Chor und seinen Dirigent.

Nun war man also in der Neuzeit angekommen. Alles wartete gespannt auf den letzten, für eine Konzertveranstaltung außergewöhnlichen Programmpunkt. Jetzt ging es an die Preisvergabe für die Gewinner des Kompositionswettbewerbs, die der Chorverband SBH im vergangenen Herbst ausgeschrieben hatte. Dieter Kleinmann überreichte den 3 Preisträger ihre Auszeichnungen. Dem Konzertchor

Mädchenchor Rottweil beim Benefizkonzert des Chorverbandes SBH

des Chorverbandes, verstärkt durch die Sängerinnen und Sänger des Liederkranzes Trossingen und geleitet von Verbandschormeisterin Judith Lang-Rutha, blieb es danach vorbehalten die Siegertitel uraufzuführen. „Singen, Hallo“ von Dieter Frommlet erhielt den 3. Preis, Christine Gschwandtner erreichte mit ihrer „Freude an Musik“ den 2. und Johannes Söllner mit „Ich bin ganz Chor“ den 1. Preis.

Davor nahmen die 3 Preisträger kurz zu ihren Werken Stellung. Dieter Frommlet,  häufig schon ausgezeichnet bei internationalen Chorwettbewerben, den Chören durch seine Kompositionen bestens bekannt, nannte seine neueste Tondichtung bescheiden „ein kleines Liedchen“. Christine Gschwandtner gestand freimütig, dass sie sich für ihr Lied textliche Anleihen vor allem bei Martin Luther genehmigt hatte, daher auch der Untertitel „Luther lässt grüßen“ und zitierte kurz die betreffenden Stellen. Der 1. Preisträger Johannes Söllner, ein junger Chorleiter, Hochschuldozent für Musiktheorie und Improvisation, der außerdem ein genialer Pianist ist (Zitat S. Eberspächer) erklärte, wenn man so stark in der Chorarbeit eingebunden ist, wie er es sei, komme man unwillkürlich dazu, selbst Chorliteratur zu schreiben.

Dieses Konzerte hat einmal mehr gezeigt, dass viele Verbandschöre derzeit recht gut aufgestellt sind und sich guten Mutes ihren zukünftigen Herausforderungen stellen können.

 

 

 

 

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Archivnutzer_SingenundStimme_Blog, 9. Nov 2011, Chorverband Schwarzwald-Baar-Heuberg, Kommentare per Feed RSS 2.0,Kommentare geschlossen.

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